„Was wäre, wenn wir Kunst-Materialien und kreativen Werkzeugen genauso viel Wert bemessen würden wie hochwertigen Spielzeugen?“ fragt Megan Schiller (The Art Pantry) – ich denke wir würden vielen Kindern unzählige Stunden voll selbstvergessenem und zufriedenem kreativen Schaffen ermöglichen, welches sie erfüllt, stärkt und fürs Leben lernen lässt. Das willst du auch und suchst Inspiration für einen Kreativbereich oder nach Reggio-Pädagogik Studio-Bereich? Dann bist du hier richtig! Lass dir zeigen wie du ganz unkompliziert einen Kreativbereich einrichten kannst:

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Zur Erinnerung: In der Übersicht der Spielbereiche habe ich geschrieben, dass im Studio-Bereich gewissermaßen „Kunst“ gespielt wird. Auch „sinnliche Spiele“ (z.B. Spielschnee) passen ideal hierher. Beides ist eine sehr kreative, innere Lernprozesse fördernde und oft sehr sinnliche Art des Spielens und damit tief befriedigend für die Kinder. Was dich erwartet?

  • Warum ich künstlerisches Schaffen in diesem Zusammenhang als „Spielen“ beschreibe?
  • Warum Malen, Zeichnen und Co Kindern so gut tut?
  • Details zum Studio-Bereich und Beispiele
  • Empfehlenswerte Grundausstattung
  • Organisation sowie die Frage der Zugänglichkeit
  • Vom überfordernden Angebot, Wahlfreiheit und maßlosem Verbrauch – lässt sich Materialverbrauch steuern?
  • Unser Sauberkeitsanspruch und wie Kinder in unser Vertrauen hineinwachsen
  • ein Ausblick, was zum Studio-Bereich noch kommen wird

Ist künstlerisches Schaffen „Spielen“?

Ich denke freies, kreatives Schaffen von Kindern hat viel mit dem kreativen Spielprozess gemeinsam: es geht um das erkundende und spielerische Beschäftigen mit den jeweiligen Materialien. Wenn Kinder malen und basteln, werkeln und Dinge erfinden, dann befinden sie sich im Flow: sie vergessen alles um sich herum und sind ganz bei sich und ihrer Beschäftigung. So können sie entspannt und doch voll konzentriert die eigenen Ideen umsetzen und dabei von verschiedenen Materialien, Farben, Formen, Texturen etc. inspiriert werden – das empfinde ich als spielerisch und nebenbei auch als  sehr erstrebenswert.

Das erklärt auch, worum es hier ausdrücklich nicht geht: es geht nicht darum Vorbildern möglichst exakt entsprechende Nachbildungen zu erschaffen. Nur weil ein Anregungsbuch, eine Internetquelle (hallo Pinterest), ein Kunstlehrer oder ein Bastelmaterialhersteller einen tollen Vorschlag machen, ist es nicht das Ziel genau dieses Ergebnis nachzubilden. Auch wenn man so künstlerische Methoden erlernen und perfektionieren kann, so entspricht diese Fixierung auf das (präsentable) Ergebnis nicht dem anregenden und kreativen Kunst-Spiel, welches hier im Mittelpunkt steht.

Warum kreatives Schaffen wichtig ist?

Ich bin überzeugt, dass diese Art des kreativen Schaffens/ Spielen sehr wichtig für viele Kinder ist. Kreatives Schaffen bieten den Kindern vielfältige Möglichkeiten sich auszudrücken – in der Reggio-Pädagogik als Sprachen des Kindes bezeichnet. Es ist eine sinnliche, kindgerechte Beschäftigung mit der Welt aber auch mit inneren Prozessen.

Meine Prinzessin beispielsweise verarbeitet Erlebtes und Gelerntes oft in ihren Zeichnungen und Bildern: da tauchen dann Personen oder Dinge auf, über die wir gesprochen haben oder sie zeichnet Szenen, die sie erlebt hat und welche sie weiter beschäftigen. Es ist für sie ein Verarbeitungsmedium für innere Prozesse und somit meiner Überzeugung nach heilsam und wertvoll für sie.

Meine kleinen Räuber dagegen experimentieren gerne mit den verschiedenen Materialien, Methoden und Möglichkeiten. Sie genießen die sinnliche Beschäftigung oder sie basteln Dinge, welche sie für ihr Spiel benötigen. Sie nähern sich auf eine völlig andere Art den kreativen Möglichkeiten und trotzdem profitieren sie ungemein:

Weil kreatives Schaffen auch  eine ideale Trainingsmöglichkeit für immer wichtiger werdende Fertigkeiten darstellt. Kreativität ist im Grunde flexibles Denken und ständiges Problem lösen: Wie kann ich das, was ich als Rohfassung im Kopf habe, mit den gegebene Materialien umsetzen? Was mache ich, weil xyz nicht funktioniert? Wie kann ich in einem weiteren Versuch vielleicht das erreichen, was ich eigentlich wollte?

Aus dieser Art von Kreativität entstehen Innovationen. Und die Fähigkeit konzentriert und aus eigenem Antrieb an einer Herausforderung zu arbeiten sowie mit Misserfolgen und Frustrationen umzugehen. Einfach nicht aufzugeben und an sein Ziel zu glauben. Wer sich täglich so herausfordert, der erlebt sich selbst als fähig und selbstständig, auf spielerische Weise ständig dazulernend und für seine eigene Zufriedenheit verantwortlich – was für ein Gewinn für die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes.

Details zum Studio-Bereich und Beispiele

Woraus besteht nun eine Studio-Bereich? Letztendlich besteht er aus einem Arbeitsbereich, einladendem Materialien und der Möglichkeit fertige als auch entstehende Werke zu präsentieren. Ideal wäre auch noch Stauraum für Extramaterialien sowie ein System für die fertigen Kunstwerke.

Hast du bereits einen Arbeitsbereich für künstlerische Aktivitäten? Es kann der Esstisch oder ein spezieller Arbeitstisch sein genauso wie der Sofatisch oder eine Platte auf dem Fußboden – irgendeine feste Oberfläche an einem Ort, wo sich deine Kinder gerne aufhalten. Auch wenn es ein wunderbarer Luxus ist halbfertige Werke einfach stehen zu lassen, so ist es kein Problem wenn der Tisch auch anderweitig genutzt wird und nach jeder künstlerischen Aktivität freigeräumt werden muss. Sinnvoller Stauraum wird dann nur noch wichtiger. Auch musst du deinen Tisch oder Fußboden nicht für Farbkleckse und ähnliches freigeben, doch dazu gleich mehr.

Sehr wichtig ist neben einer geeigneten Oberfläche noch gute Beleuchtung. Ideal ist viel natürliches Licht, doch andere Lichtquellen funktionieren selbstverständlich ebenfalls. Hauptsache das Kind sieht was es tut und kann beispielsweise Farben wirklich unterscheiden – das fällt in spärlicher Beleuchtung nicht immer leicht.

Ein wichtiger Tipp, welcher bei uns extrem gut funktioniert hat, ist es, den Studio-Bereich in unserem Hauptlebensraum zu verwirklichen. Gerade kleinere Kinder halten sich nahezu automatisch immer gerne dort auf, wo wie Eltern sind. Aber auch größere Kinder schätzen oft die familiäre Nähe im Hintergrund. Kinder ticken nicht sehr viel anders als Erwachsene und wo wir Raum und Licht, liebevolle Gestaltung sowie Gesellschaft vorfinden, dort halten wir uns besonders gerne auf – den Kindern geht es nicht anders. Gleichzeitig zeigen wir mit Bereichen für kindliche Kreativität in unseren Lieblingsräumen, wie sehr wir die Gesellschaft unserer Kinder als auch ihre Schaffensprozesse wertschätzen – was für ein kraftvolles Signal!

Genau aus diesem Grund haben wir nun einen einladenden Studio-Bereich im Wohnzimmer: der Tisch wird hauptsächlich für diesen Zweck, aber auch für mich zum Arbeiten und Nähen, für Gesellschaftsspiele und sehr selten für ein Party-Buffet genutzt. Das Regal dahinter präsentiert oberhalb des Tisches einladende Materialien und bietet unterhalb versteckten Stauraum – alles was das Herz derzeit begehrt und flexibel genug um jederzeit verändert zu werden:

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Für weitere Gestaltungsbeispiele und viel künstlerische Inspiration verlinke ich gerne zu entsprechenden Blogs (alles englischsprachig, aber die Fotos sind hier entscheidend):

  • ArtBar Blog zeigt eine wunderbare helle und luftige Studio-Ecke im Familienwohnzimmer
  • Happiness Is Here hat ein Kunstregal im Spielzimmer, dessen Anblick in mir sofort die Lust am basteln und malen weckt
  • Babble Dabble Do stellt einen attraktiven kleinen Kunstraum vor, welcher sich quasi von selbst aus ihrem Frühstücksbereich entwickelt hat
  • Playful Learning zeigt eine inspirierende Präsentation von Kunstmaterialien für etwas größere Kinder und Jugendliche
  • Tinkerlab hat einen Servierwagen in ein rollendes Studio (bzw. die Aufbewahrungseinheit) verwandelt – diese Idee schwebt mir für eine veränderte Wohnsituation ebenfalls vor
  • Handmade Charlotte präsentiert eine sehr übersichtliche Auswahl von Kinderkunstmaterialien an einer Lochplatte an der Wand (ein ähnliches System gibt es neuerdings in einem großen schwedischen Möbelhaus)
  • The Art Pantry hat ebenfalls einen supertollen kleinen Studioraum in einem gewissermaßen geschlossenen kleinen Balkon (relativ am Ende des verlinkten Artikels)

Empfehlenswerte Grundausstattung

Es könnte gut sein, dass du bereits ausreichend Kunstmaterialien für Jahre gesammelt hast – zumindest wenn du so ähnlich tickst wie ich 🙂 Was davon sinnvoll ist und wie du es organisieren kannst, möchte ich dir gleich erklären. Wenn du jedoch bisher kaum Kunst-Materialien vorrätig hast, dann möchte ich dich warnen: Es gibt wahnsinnig viele, wunderbare Materialien und je mehr ihr verwendet, desto mehr erscheinen ebenfalls attraktiv. Aber es geht nicht darum Unmengen von künstlerischen Krimskrams oder sogar hochwertigen Kunst-Materialien anzusammeln. Es geht um eine sinnvolle Grundausstattung. Dabei möchte ich dich unterstützen. Die Bonbons obendrauf schaffst du alleine (und wirst zukünftig immer wieder ein paar Ideen hier im Blog entdecken).

Kommen wir nun endlich zur empfehlenswerten Grundausstattung:

(Selbstverständlich ist solch eine Aufzählung sehr subjektiv und jeder hat eine Vorliebe für andere Materialien. Wichtig ist, dass sich viele Ideen umsetzen lassen und nicht nur Spezialwerkzeuge und -materialien zur Verfügung stehen.)

Papierauswahl: hier lohnen sich sowohl günstige Varianten (z.B. Kopierpapier) als auch hochwertige Aquarellpapiere* (saugen wesentlich mehr Farbe/ Wasser auf, ideal für Wasserfarben und Co), außerdem verschiedene Größen und Stärken, Farben und Motive

Zeichen und Malen: Bleistifte und Buntstifte, gerne auch Wachsmalstifte/-kreiden und Filzstifte, Finger- und Wasserfarben sowie gute Pinsel (kein ständiger Haarverlust), Öl- und Pastelkreiden sind eine großartige Ergänzung

(unser Tipp: bei Buntstiften* auf weiche Qualität achten, so dass mit wenig Druck viel Farbe aufs Papier gelangt – das erleichtert Kleinkindern den Einstieg und sorgt auch später oft für schönere Ergebnisse mit strahlenden Farben)

Bastelmaterialien: Kleber und Scheren, normales sowie buntes Klebeband (Washi-Tape wirkt Wunder)

Und damit sind wir bei der erweiterten Grundausstattung:

Werkzeuge wie Tacker, Locher und Ausstanzer/Motivlocher* für besondere Formen

Materialien für Kollagen und Skulpturen: Sticker, Stoffstückchen, Wolle, Bastelfedern, Knöpfe, Holzstückchen und -stäbchen, Zahnstocher, Pfeifenputzer, Klorollen, kleine Kartons und Container, Draht… – es gibt wahnsinnig viele Dinge, die sich zum verbasteln und aufkleben nutzen lassen

Stempelmaterialien: ein oder mehrere farbige Stempelkissen und ggf. ein paar Stempel (können auch selbst gemacht werden oder man kann mit Fingern stempeln)

Materialien zum Modellieren: Knete oder auch Modelliermasse oder Ton plus ein paar geeignete Werkzeuge (gerne aus der Küche wie Teigrolle und Plätzchen-Ausstecher)

Fädelmaterial: Perlen und eine Möglichkeit zum Auffädeln – kleinere Kinder tun sich leichter mit dünnem Draht, Schnürsenkeln oder Pfeifenputzern als mit dem typischen Gummifaden

Diese Liste ist als Inspiration gedacht und kann dir vielleicht helfen, wenn dein Kind die üblichen Stifte, Schere und Papier-Ideen nicht mag. Das heißt jedoch nicht, dass du alle diese Dinge unbedingt auf einmal anschaffen musst. Vieles eignet sich als hübsches Set zusammengestellt auch als Geschenkidee.

Organisation sowie die Frage der Zugänglichkeit

Kleinere Kinder und Kunstneulinge sind von zuviel Auswahl eher überfordert und abgelenkt. Je kleiner deine Kinder sind, desto weniger Materialien sollen sichtbar sein und somit ohne Nachfrage zur Verfügung stehen. Dies lässt uns die Möglichkeit, Materialien nach Tagesform (wieviel Vorsicht schafft mein Kind heute, wieviel Chaos ertrage ich), nach den aktuellen Interessen der Kinder sowie danach, was sie bereits alleine beherrschen und wobei sie noch Unterstützung brauchen zu rotieren.

Vielleicht hört sich das etwas kompliziert an, doch es ist eigentlich sehr einfach umzusetzen:

Für ein Kleinkind könnten beispielsweise jederzeit verschiedene Papiere und gut radierbare Stifte zur Verfügung stehen. So kann es jederzeit malen und zeichnen, aber etwaige Gemälde auf Wänden etc. lassen sich schnell wieder entfernen – das gibt uns die Gelassenheit das Kind in Ruhe machen zu lassen und sobald etwas nicht wie geplant läuft, können wir dies mit dem Kind thematisieren und gemeinsam alles wieder gut machen. Dazu können dann je nach Lust und Laune unterschiedliche weitere Materialien kommen: beispielsweise Sticker (ggf. jeweils eine Ecke hervorpulen zum eigenständigen ablösen), Abschnitte von bunten Klebebändern (unser geliebtes Washi-Tape ggf. für die ganz Kleinen zuschneiden), Knete und 1 bis 2 Werkzeuge, bunte Pfeifenputzer, … – das ist alles „ungefährlich“. Oder Finger- bzw Wasserfarben, Stempel oder Kleber, Schere und Collage-Material – für Tagen an denen Zeit und Kraft dafür vorhanden ist. Und so bleiben Mal- und Bastelsachen jederzeit zugänglich, attraktiv und beherrschbar für Eltern und Kinder.

Je älter die Kinder werden und je mehr Erfahrungen sie mit den entsprechenden Materialien gesammelt haben, desto mehr können jederzeit zur Verfügung stehen. Das beginnt beispielsweise bei Schere und Kleber, reicht über Tacker, Locher und dergleichen bis zu guten und potentiell sehr chaotischen Farben. Auch Heißklebepistole, kleine Handbohrer (Kastanienbohrer) und vieles mehr können den Studio-Bereich erweitern.

Sobald die Materialien immer zahlreicher werden, wird eine gute und übersichtliche Organisation bzw. Präsentation immer wichtiger: ein übersichtlicher und einladender Bereich wird erstens öfter genutzt und ist zweitens oft die Voraussetzung, dass der Studio-Bereich auch tatsächlich in den wichtigsten Wohnräumen existieren darf.

Letztendlich ist die passende Organisation natürlich eine Frage des persönlichen Geschmacks. Benötigt werden:

  • Becher etc. für die diversen Stifte, Pinsel etc.
  • Ablageflächen für Werkzeuge wie Locher, Tacker, etc. sowie verschiedene Farbe
  • Behältnisse für viele verschiedenen Kleinteile (möglichst übersichtlich, entweder durchsichtig oder eindeutig beschriftet)
  • Lagermöglichkeit für Papiere sowie andere größere Zubehörteile
  • Sammelstelle für Bastelmaterial wie Kartons und Klorollen sowie Materialien für Kollagen
  • Ablagemöglichkeiten für Kunstwerke in Arbeit, noch feuchte sowie fertige Kunstwerke

Da dies eine ganze Menge Dinge und die verschiedenen Materialien sowieso oft bunt sind, empfinde ich einen einheitlichen optischen Eindruck als sehr wohltuend. Deshalb verwenden wir hauptsächlich durchsichtige (Glas oder durchsichtige Plastik) bzw. durch Naturfarben gewissermaßen unaufdringliche Behältnisse. Auf meinen Bildern siehst du außerdem immer wieder silberne Dosen (leere Konservendosen mit dem passenden Dosenöffner oben ungefährlich abgeflacht), welche ebenfalls eine optisch unaufdringliche, unempfindliche und kostengünstige Aufbewahrungsmöglichkeit sind. Für größere Gegenstände sind große, weite Körbe (oder auch Schubladen) ideal, weil sie ebenfalls sehr übersichtlich sind und die Kinder schnell finden, was sie suchen (ohne alles durchwühlen zu müssen). Unsere einzige Ausnahme ist ein Stoffsack für Klorollen, Kartons etc. – das ist nicht unbedingt übersichtlich aber diese Dinge lassen sich einfach auf dem Fußboden auskippen und schnell wieder einräumen, wenn sie benötigt werden. Mit mehr Platz, hätte ich sie aber ebenfalls gerne in größeren, übersichtlichen Körben.

Letztendlich ist der Studio-Bereich kein statischer Bereich mit fest installierten Materialien und so werden immer wieder mal einige der Dinge wandern. Zum einen wandern bei uns Stifte und häufig verwendeten Materialien gerne mal auf die Terrasse, die Picknick-Decke oder den Küchentisch – dafür finde ich ein Utensilo unheimlich praktisch. Unseres stammt von IKEA, hat jedoch keine eigenen Unterteilungen und wird immer mit Dosen plus Inhalt gefüllt. Ganz großartig finde ich auch das Künstler-Utensilo*: es enthält bereits einige Unterteilungen für einzelne Materialien sowie einen größeren Bereich für Papier und Co, plus einen auch im gefüllten Zustanf zugänglichen Tragegriff.

Außerdem wandern bei uns Materialien von Schrank in das offene Regal und zurück, weil ich meinen Kindern noch nicht alle Materialien jederzeit zur Verfügung stellen möchte. Durch die Rotation bleibt auch alles interessant, was natürlich auch ein erfreulicher Effekt ist. Drittens kann ich den Materialverbrauch zumindest etwas kontrollieren, was mir wichtig ist.

Materialverbrauch steuern?

Ich habe mit meinen Kindern schon öfter erlebt, dass sie Materialien als so wertvoll/ spannend erachten, dass sie keine Ruhe haben solange ihre Geschwister davon zuviel verbrauchen könnten. Also geht es eher darum schnellstmöglich viele der tollen Sticker/ Perlen etc. zu verbrauchen oder sich einen heimlichen Vorrat im jeweiligen Kinderzimmer anzulegen. Da sich Besucherkinder ähnlich verhalten und ich dies auch schon von anderen Eltern gehört habe, scheint dies zum Glück keine Besonderheit meiner Räuberkinder zu sein. Doch was kann ich da machen?

Eine Strategie ist es, hauptsächlich weniger spezielle, gewissermaßen nicht so wertvolle Materialien anzubieten: an Farben, Pinseln, Kleber und Papier wollte hier noch niemand Vorräte anlegen 🙂 Außerdem versuche ich Klorollen, Eierkartons etc. eine Weile zu sammeln, bevor ich sie in den Vordergrund stelle – dann sind genügend für alle da. Letztendlich gibt es nun entweder wirklich genug für alle (z.B. ein komplettes günstiges Stickerbuch zerlegt und in handliche Stückchen geteilt) oder viel Auswahl (z.B. sehr viele unterschiedlicher Perlen aber nicht von jeder Sorte sehr viele). Im Notfall müssen wir verhandeln und versuchen, für alle eine gute Lösung zu finden – das ist zwar immer aufwendig aber auch ein wichtiger Lerneffekt.

Die andere Schwierigkeit beim Thema Materialverbrauch sind wirklich hochwertige Materialien, mit denen wir einen sorgsamen Umgang einüben wollen. Letztendlich bin ich immer für hochwertige Materialien auch für Kinder, weil der Spaß einfach viel größer ist wenn beispielsweise Farben einfach aufzutragen sind und wirklich strahlen oder wenn Perlen exakt vorgebohrt sind und beim Auffädeln die Kinder nicht frustrieren.

Mein Ansatz ist hier gewissermaßen noch in Entwicklung: ich denke es darf ruhig ein langsamer Lernprozess sein gut für die Materialien zu sorgen und sie nicht unnötig zu verschwenden. Ständiges „benutze nur wenig“ führt nur dazu, dass Fehler nicht mehr toleriert werden und der Spaß am Ausprobieren verloren geht. Also setze ich darauf, dass mein Vorbild langsam aber sicher wirkt und helfe den Kindern sich so zu verhalten, wie ich es gerne sehen will: „komm, wir waschen die guten Pinsel schnell aus, bevor wir mit xyz weitermachen“. Außerdem kaufe ich mittlerweile verbrauchte Materialien bewusst nicht sofort und unsichtbar nach. Vielmehr besprechen wir gemeinsam, was wir ersetzen wollen und ob wir das spontan kaufen und dafür auf anders verzichten oder auf einen gemeinsame Wunschzettel setzen. So möchte ich ihnen helfen ein Gespür für wertvolle aber auch sinnvolle Investitionen zu entwickeln. Letztendlich finde ich es nach wie vor herausfordernd, wenn die Dinge hier maßlos verbraucht oder auch durch Experimente und Vermischen unbrauchbar gemacht werden. Doch es ist schade, wenn diese Punkte dazu führen nur Buntstifte und Papier bereitzustellen. Vielmehr empfinde ich es als eine Einladung an uns Eltern, Lösungen zu finden, welche unseren Kindern als auch unseren eigenen Herausforderungen gerecht werden. Wir arbeiten daran 🙂

Unser Sauberkeitsanspruch und wie Kinder in unser Vertrauen hineinwachsen

Die Schwierigkeit mit dem Studio-Bereich in unserem Hauptlebensraum ist oft unser Sauberkeitsanspruch: Farben und Kleber, Wasser und andere sinnliche Materialien wie Sand und Knete machen es vielen von uns einfach schwer, die Kinder selbstständig und völlig frei damit kreativ sein und spielen zu lassen. Doch auch dieser Herausforderung muss ich nicht mit einem Einschränken der Kinder begegnen.

Vielmehr kann ich unsere Wohnumgebung so beeinflussen, dass sie die Kinder unterstützt sich richtig zu verhalten. Und ich kann mit den Kindern angemessenes Verhalten üben. Konkret haben wir einen alten, kaputten Teppich, so dass ich diesen nicht schützen muss. Müsste ich unseren Fußboden schützen, so könnte ich dort beispielsweise einen abwischbaren Outdoor-Teppich hinlegen. Es gibt davon einige absolut Wohnzimmertaugliche Exemplare. Alternativ hilft auch ein großes Bettlacken oder Zeitungen bei besonders fleckenanfälligen Aktionen.

Unseren Tisch haben wir beispielsweise nicht zum bemalen freigegeben – auch wenn es unsere Nerven schont, dass Kratzer und Farbunfälle nicht wirklich schlimm wären. Aber wir üben mit den Kindern bei jeder Aktion entweder ein großes wasserdichtes Wachstuch oder aber kleinere Plastik-Tischsets unterzulegen. Wir haben einmal ausführlich besprochen, dass wir auf unseren Wohnzimmertisch acht geben wollen und nun unterstützen wir die Kinder, dies zu befolgen: ich präsentiere „Einladungen“ bzw. Materialien auf dem Tisch grundsätzlich nur auf den Unterlagen und wenn sie sich selbst bedienen und diese vergessen, so erinnere ich sie liebevoll oder spaßig an unser Vorhaben den Tisch zu schützen. Das klappt ausgesprochen gut bisher.

Grundsätzlich würde ich den Kindern nur Materialien zur freien Verfügung stellen, die sie sinnvoll anwenden können – hätten wir noch nie mit Wasserfarben gemalt dürften sie diese nicht alleine verwenden. Nachdem wir jedoch ein neues Material mehrmals gemeinsam verwendet haben, habe ich auch einen Eindruck, ob sie dieses beherrschen – das gilt für Scheren, Kleber und alles andere. Ich gestehen ihnen durchaus zu Fehler zu machen, aber ein grundsätzliches Verständnis muss schon vorhanden sein.

Lass uns gemeinsam ein lebenswertes Familienleben für alle gestalten!

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