Wie fühlst du dich heute: kraftlos, erschöpft und irgendwie lustlos oder voller Energie und Lebensfreude? Hast du dich vielleicht auch schon die letzten Tage und Wochen so gefühlt? Falls du dich seit Wochen schon eher kraft- und lustlos fühlst, dann ist dieser Artikel über Tipps gegen den Winterblues genau das Richtige für dich.

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Ich empfinde den Winter seit ich Kinder habe als schwierigste Jahreszeit: im Frühjahr und Sommer sind wir einfach sehr viel draußen, machen Ausflüge und das Leben fällt dank Sonne und Wärme leicht – wir alle sind „ausgelüftet“, genügend ausgetobt und zufrieden. Im Herbst gibt es immernoch schöne Anlässe zum Rausgehen, außerdem sind viele Drinnen-Aktivitäten attraktiv und „neu“. Dann kommen Vorbereitungen und Vorfreude auf Weihnachten und auch da sind wir gut beschäftigt und ordentlich in Bewegung. Doch spätestens Mitte Januar wird es schwieriger: Schnee lässt hier in Norddeutschland auf sich warten und die Sonne lässt sich kaum blicken – niemand mag so richtig gerne rausgehen, aber auf dem Sofa einkuscheln geht mit 3 Toberäubern auch nicht wirklich lange. Und so kann es von Tag zu Tag schwieriger werden, wenn ich nicht bewusst dagegen an arbeite. Dieses Jahr funktioniert dies zum ersten Mal relativ gut und wir genießen den norddeutschen Nieselregenwinter viel mehr – es funktioniert sicherlich auch in anderen Regionen 🙂

Mama muss es gut gehen

Es war ein erstaunlicher langer Lernprozess bis ich eingesehen habe, wie wichtig es ist, mein Wohlbefinden zu meiner Priorität zu erklären. Natürlich kann ich auch mit leeren „Akkus“ für die Kinder funktionieren, doch dabei bleibt sehr vieles auf der Strecke: meine Lebens- und Bewegungsfreude, der spielerische Umgang miteinander, die Freude am Umgang mit den Kindern, … Wenn ich dagegen auf meine Kosten gekommen bin, kann ich aus vollstem Herzen liebevoll und spielerisch mit den Räuberkindern und unseren Alltagsherausforderungen umgehen. So haben wir alle mehr von unserer gemeinsamen Zeit, ich genieße meine Familie anstatt genervt zu sein und habe auch entspanntere Kinder – was will man mehr?

Die Frage ist für mich nicht mehr ob ich es schaffe mir etwas Gutes zu tun bzw. meine Bedürfnisse mit einzupflechten, sondern wie und wann. Ich habe schon einmal über 5 Strategien der Selbstfürsorge für Eltern geschrieben, welche ich nach wie vor anwende. Dieser Artikel ist nun über ein Jahr her und ich habe in dieser Zeit sehr viel über mich und das, was mir gut tut, gelernt. Meine Räuberkinder haben faszinierender Weise ebenfalls gelernt, besser für sich selbst zu sorgen aber auch „Mama braucht eine Pause“ zu akzeptieren. Ich glaube dies ist für viele von uns ein langsamer Prozess: die eigenen Bedürfnisse besser kennenlernen, im Alltag stärker auf sich selbst achten und wohltuende Gewohnheiten sowie „Notfallprogramme“ entwickeln.

Und so ist gut für sich selbst zu sorgen natürlich das ganze Jahr über wichtig. Doch gerade im Winter finde ich es essentiell: weil wir durch weniger Sonnenlicht, weniger verlockendes gesundes Essen (ich denke an Erdbeeren, Wassermelonen, Sommersalate, …) und meist weniger Bewegung oft nicht so viel Energie übrig haben. Und weil der Winter eine wohltuende, ruhige nach-innen-schau-Zeit sein kann, wenn wir dafür Raum schaffen.

Gefüllte Aufmerksamkeits-Akkus und ein gutes Familienklima

Ich gehe davon aus, dass alle Kinder Aufmerksamkeit ihrer Eltern/ Bezugspersonen brauchen: wir Menschen sind soziale Wesen und gerade Kinder suchen tiefe, sichere Bindungen. Wenn Kinder sicher gebunden sind, dann müssen sie weniger mit ihrem Verhalten für Aufmerksamkeit sorgen, was das Familienleben unheimlich entspannt.

Dem gegenüber steht allerdings ein Alltag mit vielen kleineren und größeren Frustrationsmomenten sowie oft sehr beschäftigten Eltern – für die Kinder wirklich präsent sein fällt da immer wieder schwer. Weil Elternaufmerksamkeit zum emotionalen Auftanken jedoch so wichtig ist, geht es auch hier darum Strategien und Gewohnheiten zu entwickeln, wie wir Eltern bewusst und regelmäßig präsent sein können.

Wir haben als Hilfsmittel verschiedene Rituale für innige Momente mir jedem einzelnen Kind gestaltet, die gewissermaßen systematisch die Aufmerksamkeits-Akkus auffüllen: beispielsweise nehme ich mir morgens bewusst eine Viertelstunde Zeit um unser Schulkind zu wecken und ein wenig zu verwöhnen – der kleine Frühaufsteher ist natürlich spätestens dann auch mit wach, kuschelt ein wenig und wird einfach vom Bett ins Bad an den Frühstückstisch mitgenommen. Danach sind die beiden Räuberjungs dran und wir beginnen zusammen ihren Tag. Das klappt momentan sehr gut, weil ich extra früher aufstehe um vorher schon Zeit für mich selbst zu haben und mich dann ganz auf die Kinder konzentrieren zu können. Auch im Laufe des Tages erleichtern uns mehrere kleine Rituale die bewusste Aufmerksamkeit für jedes Kind – auch wenn ich sie eher nach Bedarf als systematisch nutze.

Daneben setzen wir auf gemeinsame Aktivitäten: es muss nicht immer das klassische gemeinsame Essen sein. Wir spielen unzählige Gesellschaftsspiele, sind gemeinsam kreativ und erkunden Natur sowie alle möglichen interessanten Orte – wir machen einfach gerne etwas zusammen und ich nehme mir regelmäßig Zeit dafür. Dadurch haben wir ein sehr vertrauensvolles Familienklima, welches vieles leichter macht.

Gute Spiel- und Kreativbedingungen

Dazu habe ich schon mehrfach Artikel geschrieben, weil ich diese Thematik nicht nur außerordentlich wichtig finde sondern auch der Meinung bin, dass unser elterlicher Einfluss darauf vielfach unterschätzt wird. Es mag bei einigen Kindertemperamenten, Familienumgangsformen oder einem stark verplanten Alltag keine Rolle spielen. Doch viele Kinder können meiner Erfahrung nach sehr davon profitieren, wenn freies Spielen und kreativ sein leichter zugänglich ist und mehr Raum einnehmen darf.

Gerade freies Spielen hat eine vielfach unterschätzte Bedeutung: Kinder lernen beim Spiel unzählige Dinge, von der Motorik über die Sprache bis zu sozialen Umgangsformen. Außerdem lernen sie sich selbst kennen, bewusst Risiken einzugehen und über sich hinaus zu wachsen. Daneben ist freies Spielen wichtig für die emotionale Gesundheit, weil beim Spielen Erlebtes verarbeitet werden kann. Einen ähnlichen Stellenwert hat das freie kreative Gestalten, welches gewissermaßen als ein Spiel mit Kreativmaterialien betrachtet werden kann.

Kinder die viel frei spielen und gestalten sind häufig ausgeglichen, neugierig und insgesamt gut entwickelt. Allerdings sprengt eine Beschäftigung mit guten Spiel- und Kreativbedingungen diesen Artikel. Wenn du einen Einstieg in diese Thematik suchst, dann schau doch beispielsweise in meine Artikel „5 Tipps für unabhängiges Spielen“ oder meine Vorstellung der Konzepte „Spielbereiche“ und „Einladungen zum kreativen Werkeln„. Anregungen und Material-Empfehlungen für einen Kreativbereich findest du in meinem Artikel zum Kreativ-Bereich und Zeit für´s Spielen vielleicht mit einem Familienrhythmus?

Bewegung gegen den Winterblues

Ich habe sehr wilde Kinder die sich gerne bewegen – zuwenig Bewegung kann hier ganz schnell zum Problem werden. Dagegen helfen uns drei Strategien:

Ich habe bewusst drinnen Bewegungsräume und -möglichkeiten geschaffen: in beiden Kinderzimmern steht ein Hochbett, welches oft intensiv zum Toben oder daran Turnen genutzt wird. Das Bett der Jungs hat auch eine Rutsche, welche sie zum Hochlaufen, Dinge herunterrollen lassen und hinterherflitzen und zu vielen anderen Bewegungsspielen einläd. Zum weiteren Klettern, Springen und Toben haben wir im Zimmer der Jungs noch eine Art Spielplattform mit Höhle darunter sowie mehrere dicke Matten, Kissen und Decken. Sehr gerne würde ich in beiden Kinderzimmern noch eine Schaukel bzw. Turnringe/ Schaukeltücher ergänzen, da müssen wir mal sehen, was die Decken an Stabilität hergeben. Wenn diese Dinge mal nicht attraktiv sind, dann spielen wir Bewegungsspiele wie Kissenschlachten, Ringen und Turnen oder veranstalten eine spontane Tanzparty im Wohnzimmer – hauptsache die Energie wird verbraucht.

Theoretisch versuchen wir auch jeden Tag nach draußen zu gehen. Aber gibt es Ausnahmen: mich hat als Kind das „jeden Tag müssen wir rausgehen“ zeitweise sehr genervt und ich möchte verhindern, dass Natur für meine Kinder ein nerviges Pflichtprogramm ist. Also gönnen wir uns auch mal einen ganz ungemütlichen Tag norddeutschen Regenwinter einfach mit Drinnen-Aktivitäten zu füllen. Ansonsten versuche ich aber schon jeden Tag für wenigstens eine kleine und oft eine eher größere Runde Draußenzeit möglichst in der Natur zu sorgen – weil es uns allen gut tut. Wenn das Wetter wenig einladend ist denken wir uns meist etwas aus wie Pfützen leer springen, Matschwiesen-Fußball oder „Was machen eigentlich die Waldtiere bei Regen?“.

Und wenn wieder einmal besonders viel Energie in den Kindern steckt aber das Wetter wenig einladend ist, dann besuchen wir „Bewegungsorte“ wie Schwimmbad oder Indoorspielplatz. Auch auf die Wintersaison beschränkte Sportangebote finden wir klasse: dieses Jahr haben wir die Kieler Eislauzeit intensiv genutzt und die Prinzessin besucht einen Inlinerkurs. Attraktiv finde ich auch Bewegungsangebote die man nach Bedarf nutzen kann anstatt sich für einen langen Zeitraum zu verpflichten: hier in Kiel beispielsweise eine Kletterhalle. Natürlich helfen auch regelmäßige Sportangebote und Kurse gegen Bewegungsmangel.

Sinne benutzen

Winterzeit kann schnell eine Zeit werden, in welcher die Kinder weniger ihre Sinne einsetzen können: kein Sand zwischen den Fingern, kein Barfußlaufen, weniger Balancieren und Co, weniger Naturgeräusche und Gerüche durch kürzere Draußenzeiten, …

Je kleiner die Kinder sind, desto stärker brauchen sie meist diesen körperlichen Input für ihr Wohlbefinden. Wenn die Kinder ruhelos, unzufrieden und irgendwie unausgeglichen sind, können deshalb Dinge wie ein Vollbad, ein Schwimmbadbesuch, das Spielen mit kinetischem Sand und anderen Fühl-Materialien (siehe mein Artikel über „sensory play“) etc. helfen.

Genauso anregend können Massagespiele, das bewusste Riechen von Gewürzen und Co und vieles mehr sein. Auch ein Moment der Ruhe, in welchem beispielsweise die Flamme einer Kerze beobachtet werden kann, hilft das innere Gleichgewicht wieder herstellen. Einen ähnlichen Effekt hat ein Aufenthalt in der Natur, doch hat die leider nicht jeder zugänglich vor der Haustür.

Durchatmen und frische Energie

Es versteht sich vermutlich von selbst, wie wohltuend eine Runde rausgehen meist ist. Auch wenn es oft nicht so einfach ist in die Gänge zu kommen (gerade wenn es grau, kalt und nieselregenungemütlich ist), tun frische Luft, Licht und die Geräusche der Natur einfach gut. Und wenn die Sonne scheint und überall der Schnee glitzert, gibt es eigentlich überhaupt keinen Grund mehr drin zu bleiben 🙂

Außerdem helfen gerade jetzt, aber eigentlich immer, genügend Schlaf, viel Wasser und eine nährstoffreiche Ernährung – da erzähle ich dir jetzt sicherlich nichts Neues 🙂 Die spannende Frage ist wohl eher, wie man dies unkompliziert im vollen Familienalltag verankern kann.

Mein Trick sind gute Gewohnheiten: zu jeder Mahlzeit ein Glas Wasser, gleich nach dem Aufstehen ein Glas Wasser und immer im Bad ein Glas Wasser beispielsweise. Und Mahlzeiten mit Nähstoffen aufwerten: hier ein Klecks frisches Rucolapesto, dort ein paar Nüsse oder Samen drüber streuen, eine Hand voll Leinsamen in den Brotteig und ähnliches bringt konsequent angewendet eine ganze Menge zusätzlicher Nähstoffe. Außerdem gehört hier zu jeder Mahlzeit Obst oder Gemüse und wir genießen relativ häufig einen selbst gemachten Smoothie oder „NiceCream“ (Eis aus gefrorenen vollreifen Bananen, bei uns meist mit TK-Himbeeren oder TK-Heidelbeeren gemixt).

Wenn ich mir/ uns eine Gewohnheit antrainieren möchte, dann versuche ich dort zu beginnen, wo es leicht fällt und Spaß macht – was attraktiv ist, können wir uns relativ leicht angewöhnen. Und so gibt es aktuell bei uns viele, viele Küchenexperimente, weil ich versuche gesund täglich superlecker zu verpacken. Klappt meistens sehr gut – aktuelles Liebingsexperiment sind Rohkostkuchen mit selbstgemachter Schokolade 🙂

Außerdem setze ich ganz bewusst darauf, mich vor allem um meine Gesundheit und meine Energiereserven zu kümmern – meine Kinder folgen sowieso nach und nach meinem Vorbild und so wird diese Veränderung auch bei ihnen ankommen. Und da sie sowieso weit mehr Energie als ich besitzen, muss ich mich um ihre Energiereserven nicht auch noch kümmern 🙂

„Tapetenwechsel“ und Abwechslung

Auch wenn wir all diese Punkte beachten kann es gerade kindergartenfreien Familien oder sehr viel Input fordernden und extrovertierten Kindern zuhause und in der gewohnten Umgebung langweilig werden. Dagegen hilft bei uns dann „Tapetenwechsel“: Spielbesuche bei befreundeten Familien, ab ins Museum oder die Stadtbücherei, ein Kinobesuch und vieles mehr.

Wir erkunden auch gerne öffentliche Orte wie beispielsweise Kirchen, Rathaus und Bahnhof – oft ergeben sich dort interessante Gespräche oder spannende Beobachtungen und so kommt ein wenig Abwechslung in unseren Alltag. In der Stadt gibt es auch immer wieder tolle Angebote wie „Nacht der Wissenschaft/ der Museen“, historische Stadtfeste, Kinderprogramm in Museen und Co, Ausprobiertage der Sportvereine und Volkshochschulen, … Wir nutzen diese meist kostenlosen Angebote sehr gerne, wenn sie irgendwie zu den Interessen der Räuberkinder passen.

Das waren meine Tipps und Ideen für eine entspannte Spätwinter – Vorfrühlings – Zeit. Solch ein Artikel kann jedoch immer nur einen Überblick darstellen aber nicht in die Tiefe gehen. Hast du jedoch weitere Fragen, so beantworte ich diese gerne in weiteren Artikeln oder persönlich – schreibe mir sehr gerne einen Kommentar oder eine persönliche Nachricht. Möchtest du etwas ergänzen? Mein Kommentarbereich wartet auf dich 🙂

Auf in ein fröhliches Familienleben!