Was mache ich, wenn meine Kinder keine Lust auf kreative Beschäftigungen haben? Wenn der tolle Kreativ-Bereich kaum genutzt wird? Einladungen bzw. Provokationen helfen weiter:

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Was ist eine Einladung/ Provokation?

Bei einer Einladung oder Provokation (ein Begriff der Reggio-Pädagogik, ähnlich der vorbereiteten Umgebung der Montessori-Pädagogik bzw. dem „Strewing“ im Unschooling=Freilerner-Kreisen) geht es darum, ausgewählte Materialien auf eine solch einladende oder interessante Art zu präsentieren, dass die Kinder sich damit beschäftigen wollen. Wenn die Kinder vor Neugier und Experimentierfreude kaum ihre Hände bei sich behalten können, ist es gerade richtig.

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Eine der Lieblingseinladungen als meine Räuberkinder kleiner waren: Filzplatten sowie kleine Schätze und Stoffstückchen zum Aufkleben – kurze Zeit später wurden noch Stoffmalfarben dazu gewünscht

Wie schaffe ich solche eine Einladung?

Du brauchst einen gewissen Vorrat an Kunstmaterialien, einfach damit du eine spannende Alternative zu Buntstiften und Co präsentieren kannst. Außerdem sind Unterlagen großartig, weil sie eine Art optischen Rahmen für die Materialien der Einladung darstellen. Wir haben hier einfache Plastiktischsets, mehrere Tabletts sowie Spiegelfliesen zur Auswahl – ggf. schütze ich den Tisch bzw, Fußboden zusätzlich mit einem großen Wachstuch oder Zeitungspapier.

Wenn ich eine Einladung erstellen will, so suche ich eine erste Idee oder Inspiration: eine Farbe, ein Material, eine Aktivität, ein Thema. Wenn mir nichts einfallen will, greife ich gerne zu Kinderkunst- oder Sachbüchern. Eher überwältigend aber ebenfalls voller Ideen ist natürlich auch Pinterest.

Habe ich nun eine Idee gefunden, so suche ich bei unseren Kunstmaterialien und ggf. auch einfach im Haushalts- und Spielzeuginventar nach passenden Hilfsmitteln. Das muss weder perfekt noch viel sein, aber interessant. Anschließend nur noch ansprechend anrichten und fertig ist die Einladung.

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Einladung ein Herz mit Steckperlen zu gestalten, für alternative Ideen gibt es silberne Glitzerwolle zum Auffädeln

Und was ist, wenn die Einladungen nicht funktionieren?

Jede Einladung ist freiwillig. Es ist ganz normal, dass die Kinder nicht immer davon gefangen werden genauso wie es immer wieder vorkommt, dass sie deine Materialvorschläge mit eigenen Ideen ergänzen. Beides ist völlig ok. Wenn es dir jedoch häufiger passiert, dass deine Einladung auf wenig Interesse stößt, so habe ich ein paar Tipps für dich:

  • Die Kinder beobachten: Welche Materialien mögen sie am liebsten? Welche Themen interessieren sie gerade? Was fällt dir sonst auf? Mit dem Wissen kannst du Einladungen gestalten, die mit den Interessen der Kinder spielen, zum Weiterdenken einladen oder die Lieblingsmaterialien in einem überraschenden Kontext verwenden.
  • „Kunst“ weiter denken: Es müssen nicht immer Farben und Papier sein. Skulpturen bauen, mit div. Materialien und vielleicht einer Heißklebepistole „werkeln“, Schnitzen, Nähen, Collagen kleben, … – es gibt so vieles, was interessant sein könnte.
  • Ungewöhnliche Orte wirken manchmal Wunder: Pappe und andere Baumaterialien bei den Spielsachen, Skizzenbücher am Fenster mit einem gezeichneten Vogelbestimmungsbuch als Inspiration, Klemmbretter mit Karopapier & Stift in der Bauecke für Konstruktionszeichnungen, Perlen und Fädelmaterial in einer gemütlichen Höhle, ein Utensilo mit einer Stifteauswahl auf der Picknickdecke im Garten, ein Tablett mit Fingerfarben neben dem Planschbecken oder der Badewanne, …
  • Spielsachen mitverwenden: beispielsweise Knete mit Bausteinen oder Spielfiguren, eine große Pappe, Stifte, Spielfiguren und ein Würfel, Farben und alte Holzbausteine, …
  • Ungewöhnliche Materialien: ein Blanko-Puzzle oder ein bemalbarer Spielplan, Holzfiguren zum Anmalen, Badefarben, Knöpfe zum Auffädeln oder Ankleben, …
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Einladung bzw. Provokation mit Pfeifenputzern, Minipompoms, Wolle und Gummibändern – hier habe ich einfach ein paar Materialien zusammengetragen anstatt eine konkrete Idee im Hinterkopf zu haben. Räuberkinder waren auch erstmal verwirrt 🙂 Dann wurde Kleber ergänzt und „was hält woran“ experimentiert.

Warum wir Einladungen lieben?

Ich denke, Einladungen bzw. Provokationen sind eine wahnsinnig tolle Möglichkeit die Kinder gut zu beschäftigen, zur Kreativität anzuregen oder auch in einen bestehenden Kreativ-Bereich zu locken. Bei uns ist das aktuell nicht nötig, weil sie aus eigenem Antrieb mehrfach am Tag dort landen. Trotzdem nutze ich Einladungen bzw. Inspirationen gelegentlich.

Entweder, weil ich mir zu einem bestimmten Zeitpunkt beschäftigte Kinder wünsche (funktioniert allerdings nicht immer) oder weil ich Inspiration schaffen oder ein paar neue Ideen nahebringen will – wenn sie häufig dasselbe machen, so steuere ich gerne eine neue Technik oder eine abweichende Idee für die Verwendung ihrer Lieblingsmaterialien bei.

Manchmal reden wir auch abends im Bett über ein Thema und dann erwartet sie am nächste Tag genau dazu eine Einladung – das freut sie meist sehr. Überhaupt können diese Einladungen eine Art sein dem Kind zu vermitteln, dass wir uns freuen, wenn es beispielsweise nach seinem Tag außerhalb nach Hause kommt und dass wir es einladen etwas bei uns zu machen anstatt im Kinderzimmer zu verschwinden.

Einladungen erleichtern auch den Übergang vom Kindergarten- oder Schulleben auf Familienzeit, helfen beim Ankommen und wieder mit der Familie verbinden. Oft setze ich mich selbst etwas werkelnd oder mit einem Kaffee dazu und die Kinder beginnen zu erzählen, was sie so erlebt haben.

Es kann aus unserer Erfahrung auch gegen stetigen Geschwisterstreit helfen gut nebeneinander beschäftigt zu sein – dann kommen keinen Provokationen aus Langeweile und gemeinsame Zeit wird als etwas Schönes erlebt.

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Kleben, kleben, kleben – mit buntem „Klimbim“ und Glitzerklebern

Ich bin einfach begeistert von diesem Konzept und wünsche dir und deinen Kindern viele gute Ideen und viel Spaß mit den Einladungen! Erzähl mir gerne, wie es bei euch funktioniert.

Lass uns gemeinsam ein lebenswertes Familienleben für alle gestalten!

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